Ziele und Kerngedanken des evangelischen Religionsunterrichts
Warum lebe ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Hat mein Leben einen Sinn oder bin ich nur ein Produkt des Zufalls? Gibt es so etwas wie Gott oder das Göttliche, d. h. einen Sinnzusammenhang, den ich erfahren und zu dem ich mich in Beziehung setzen kann? Und was bedeutet das alles für mein Handeln?
Diese Fragen stellten sich Menschen schon seit jeher und diese Fragen beschäftigen uns Menschen auch noch heute. Diese Fragen stehen im Mittelpunkt aller Religionen und auch im Mittelpunkt des evangelischen Religionsunterrichts.
Drei Grundgedanken sind uns als Religionslehrerinnen und Religionslehrern besonders wichtig und wegweisend für den Unterricht:
1. Selbstständigkeit
Als wesentliches Ziel des Religionsunterrichts lässt sich die Hilfe und Begleitung zur Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler beschreiben. Unter Berücksichtigung eigener Lebenswelten werden in der Kommunikation verschiedener Anschauungs- und Lebensformen sowohl die Frage als auch die Deutungskompetenz erprobt und kultiviert.
2. Sinnangebot
Als elementarer Leitbegriff gilt dabei die Frage nach dem Sinn. Neben naturwissenschaftlichen, rechtlichen, ästhetischen und anderen Perspektiven gab und gibt es immer auch die religiöse Weise, die Welt zu sehen und eine persönliche Verantwortlichkeit in ihr zu deuten. Dies geschieht vor allem in der Auseinandersetzung mit der christlichen Tradition, aber auch in der kritischen Reflexion anderer religiöser Sinnangebote.
3. Verantwortung
So bemüht sich der Religionsunterricht, eine Verantwortung der Schülerinnen und Schüler für ihre Lebenspraxis in der Ethik zu begründen, zu fördern und zu vertiefen. Begriffe wie "biblisch-christliches Menschenbild", "Bewahrung der Schöpfung", "soziale Gerechtigkeit" und "gelebte Nächstenliebe" spielen dabei eine zentrale Rolle.