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Fachbereich 2

Das Fach Religion - katholisch

Grundsätzliche Überlegungen zu dem Fach Katholische Religion

Um den Beitrag des Faches „Katholische Religion“ würdigen zu können, ist auf die Differenzqualität des Faches Religion zu allen ande­ren Fächern des Schulkanons hinzuweisen.

Weltanschauliche Bindung

Der Religionsunterricht ist weltanschaulich gebunden. Besonders sichtbar wird dies in der Person des Lehrers, der  - für die Schülerinnen und Schüler offensichtlich und transparent – die eigene Lebensorientierung aus religiösen Bezügen entnimmt und als Mitglied einer Kirche innerhalb der Gesellschaft eindeutig verortet ist. Er hat damit eine definierte Position und für Schülerinnen und Schüler als Gesprächspartner in existentiellen Fragen ein klares Profil. Die Schülerinnen und Schüler können und müssen damit rechnen, dass die Lehrperson nicht in neutraler Distanz zu den von ihr vermittelten Unterrichtsinhalten steht und gegebenenfalls, je nach den Erfordernissen des Unterrichts, eine persönliche Haltung als persönliche Haltung im Unterricht sogar ausdrücklich thematisieren kann.

Weltanschauliche Pluralität

Die Stimme des Religionslehrers ist seine Stimme, die Stimme seiner Religion und seiner Kirche, d.h. nur eine im vielstimmigen Chor einer pluralistischen Gesellschaft. Den Schü­lerinnen und Schülern ist mit zunehmender Reife mehr und mehr bewusst, dass die Gesell­schaft und die unmittelbare Schulwirklichkeit, in der sie leben, von einer Vielfalt von Kultu­ren, Religionen und Weltanschauungen geprägt ist. Der Religionsunterricht ist ein Ort des verbürgten Interesses an der Suche nach Sinn und verbindlichen Werten und damit ein Ort des authentischen Interesses an anderen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen. Im Unter­schied zu einer Haltung der Indifferenz gegenüber existentiellen Fragen kommen fremde Kulturen und religiöse und weltanschauliche Positionen aus einer Perspektive subjektiver Beteiligung und subjektiver Betroffenheit in den Blick. Das eigene Meinen und das Reden über das eigene Selbst und Weltverständnis bewähren sich im Dialog mit anderen, die mit ihrem Meinen und ihrem Selbst- und Weltverständnis die gleichen Ansprüche nach Letzt­begründung, nach unverbrüchlichem Sinn und nach verbindlichen Normen und Werten stellen.

Weltanschauliche Offenheit

Der Religionsunterricht ist grundsätzlich offen für alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihren jeweiligen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen. Er bietet auch jenen, die nicht religiös geprägt sind oder latent oder bekenntnishaft im Widerspruch zu bestimmten Formen der Religion oder zur Religion insgesamt stehen, Erfahrungsräume und Lernchancen. Er hält die unterschiedlichen ethnischen, kulturellen, sozialen, religiösen und weltanschau­lichen Erfahrungen und die mit dem Ernst letzter Überzeugungen vertretenen Haltungen für wertvoll und initiiert daher den Dialog zwischen Schülerinnen und Schüler, die aus ihren unterschiedlichen Biographien und Lebenserfahrungen heraus unterschiedliche Antworten auf existentielle Fragen geben. Die Ergebnisse solcher Dialoge sind offen, sie führen im Ergebnis nicht nur zu Wissen im Sinne eines engeren Lernbegriffs, sondern eröffnen Möglichkeiten zur Bewusstmachung impliziter Wertorientierungen und Weltanschauungen und zur Über­prüfung, d.h. zur Bestärkung oder zur (allmählichen) Revision, persönlicher Haltungen.

Daraus resultierende Könnenserwartungen

Die besondere Rolle des Religionsunterrichts für die Ausprägung überfachlicher Kompeten­zen ergibt sich aus seiner besonderen Zielperspektive, Schüler bei der Herausbildung einer reflektierten Haltung zu existentiellen Fragen zu fördern und zu begleiten. Indem der Unter­richt im Fach Religion grundsätzlich –  unabhängig von Lerninhalten im Einzelnen – auf Lernen als dialogischen Prozess setzt, in dem, wie oben beschrieben, Haltungen in vollem Ernst und nicht nur in spielerischer Simulation aufeinander treffen, sind soziale Wahr­nehmungsfähigkeit und Rücksichtnahme die Kernkompetenzen des Faches, die in jeder Unterrichtsstunde zugleich eingefordert und eingeübt werden. Weil Schüler sich im Gespräch mit anderen in ihrem Selbst- und Weltverständnis behaupten wollen, indem sie nicht nur Meinungen, sondern Grundhaltungen vertreten, die sie als Menschen im Ganzen betreffen, wird Toleranz gegenüber anderen zu einer echten Herausforderung. Diese Toleranz ist nicht singuläres Lernziel, das einmal erreicht wird, sondern muss im Religionsunterricht zum Habitus des Schülers werden, der Toleranz nicht nur kennen, sondern im Sinne einer Könnenserwartung über sie verfügen muss, wenn andere mit differierenden Grundhaltungen nicht beschädigt werden sollen.

Wichtig ist, dass Toleranz nicht dadurch geübt wird, dass das Trennende unthematisiert bleibt. Das, was die Schüler unterscheidet, ihre je eigene Biographie, ihr jeweiliger kultureller Hintergrund bzw. ihre Religiosität, werden, wann immer möglich, Gegenstand des Unter­richtes. Gegensätze, auch schmerzvolle, sollen aufeinander stoßen, das Andere und Fremde bleibt nicht unzugängliches Terrain, das man lieber nicht berührt, um Irritationen zu vermei­den; vielmehr sollen fremde Erfahrungen und die Erfahrung des Fremden in einem Klima der Offenheit zugänglich werden und das Weltverständnis der Schülerinnen und Schüler und ihr Verständnis füreinander erweitern. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln in einem solchen Unterricht ihre Fähigkeit zur Empathie und zum Perspektivwechsel und werden mehr und mehr handlungsfähig, um innerhalb der Gesellschaft eine produktive Rolle für eine interkulturelle Verständigung zu spielen.

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