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Schuljahr 2016 - 2017


Schülerinnen und Schüler der Q2 besuchten Verdun

Zum wiederholten Mal fand die Verdunfahrt der Jahrgangsstufe Q2 vom 8. bis 9. Juli 2016 statt. Diese Exkursion leistet außerhalb des Geschichtsunterrichts einen besonderen Beitrag zur Vermittlung, was Krieg bedeuten kann und warum der Versuch sich lohnt, Frieden mit allen nur denkbaren Mitteln selbst in komplizierten Situationen zu bewahren.

2:0 im Halbfinale gegen Frankreich verloren und nun müssen wir am nächsten Tag nach Verdun reisen. Wir wissen, was uns erwartet - Pierre Lenhard, unser französischer Reisebegleiter lässt dann auch kaum eine Gelegenheit aus, um uns mit dem verlorenen Spiel aufzuziehen. Aber das verzeihen wir ihm, denn, wie jedes Jahr, ist Pierre mit seinen Kenntnissen und seinen mal launigen, mal ernsten Geschichten einfach der beste Guide, den wir uns vorstellen können.
Am Freitag um Punkt 8 Uhr startet eine Gruppe von 48 Schülerinnen und Schülern in Richtung Frankreich, um sich mit der Geschichte des Ersten Weltkrieges, konkret der Schlacht um Verdun, die sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt, auseinanderzusetzen. Neben dem Geschichts-LK sind es vor allem Interessierte aus dem Mathe-LK, die den Weg ins Nachbarland antreten. Deshalb nehmen wir Geschichtskollegen - im Sinne der allgemeinen Völkerverständigung ;-) - auch einen Mathematikkollegen mit.
Unser Programm beginnt am Beinhaus nahe des Fort Douaumont. In diesem imposanten Denkmal liegen die Knochen all jener Soldaten, deren Identität nicht mehr zu klären war. Dies sind nicht weniger als 130.000! Inschriften im Innern des riesigen Baus zeigen die Namen von Vermissten. Seit 2014 ist es auch deutschen Familien erlaubt, dort eine Inschrift anzubringen. Mit Verlassen des Beinhauses blicken wir - genau wie vor wenigen Wochen Angela Merkel und Francoise Hollande - auf eines der vielen endlos scheinenden Gräberfelder, die sich rund um Verdun überall finden und in ihren Dimensionen bedrückend sind. Allein an dieser Stelle sind es über 16.000 Grabstellen auf einer Fläche von ca. 145.000m². Insgesamt starben bei der 300 Tage währenden Schlacht um Verdun mehr als 300.000 Menschen.
Im nahe gelegenen Fort Douaumont wird uns dann bewusst, unter welchen furchtbaren Bedingungen die jungen Menschen hier leben und kämpfen mussten, unter ständiger Todesangst. Schließlich stehen wir in dieser nasskalten Befestigungsanlage vor dem sogenannten „Deutschen Friedhof“ im Fort, einer Mauer, hinter der 679 tote Soldaten eingemauert wurden, nachdem sie bei einer selbstverursachten Explosion eines Munitionsdepots und der darauf folgenden chaotischen Abwehr eines vermeintlichen Angriffs französischer Truppen ums Leben gekommen waren. Pierre wählt seine Worte mit Bedacht, bittet uns um eine Schweigeminute für all jene, die in diesem sinnlosen Krieg ihr Leben verloren haben. Wir kommen dieser Bitte gerne nach, jeder in sich versunken.
Auf dem Weg zur Unterkunft machen wir noch Station an dem Ort, an dem die Schlacht am 21.02.1916 begann, am Caureswald. Hier werden uns die Spuren einer kaum vorstellbaren Vernichtungsmaschinerie noch 100 Jahre nach den erfolgten Angriffen deutlich sichtbar vorgeführt. Die Landschaft ist durch Furchen und Kraterlöcher gekennzeichnet.
Abends fahren wir zum Spectacle, einer Aufführung mit mehr als 250 Mitwirkenden, die sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart betrachtet. Die Geschichte: Drei junge Menschen, ein Belgier, ein Franzose und ein Deutscher, alles Nachkommen von Veteranen treffen sich in Verdun, um sich eine Vorstellung zur Schlacht von Verdun anzusehen. Gemeinsam sehen sie die «Hölle von Verdun», unter der ihre Vorfahren gemeinsam gelitten haben, egal auf welcher Seite sie gekämpft haben. Für uns Zuschauer ist der Schlachtlärm nur schwer zu ertragen, wie mag es da all jenen gegangen sein, die um ihr Leben fürchten mussten und von den Schreien ihrer Kameraden verfolgt wurden? Dann ist der Krieg plötzlich aus; unermessliche Freude über den Frieden, aber Trauer über Millionen an Toten, Versehrten und Vermissten. Es ist bereits nach Mitternacht, als sich ein französischer und ein deutscher Soldat die Hand reichen und schwören, fortan für den Frieden einzusetzen. Aus ehemaligen Feinden sind Freunde geworden. PAIX ist denn auch groß an der Wand des ehemaligen Steinbruchs zu lesen.
Ein beeindruckendes Feuerwerk beendet das Spectacle.
Unser zweiter Tag führt uns dann nach Vauquois, etwa 15 km vor Verdun. Hier lag das Zentrum des Minenkrieges mit 519 Explosionen. Das Gebiet um die ehemalige Anhöhe ist heute geschütztes Kulturdenkmal. Für uns bietet die Hügellandschaft ein besonderes Highlight, das nur wenigen Besuchern Verduns ermöglicht wird. Pierre ist Mitglied des Vereins „Freunde von Vauquois“ und hat deshalb Zugang zu dem unterirdischen kilometerlangem Stollensystem, das insbesondere die Deutschen angelegt haben, um in die feindlichen Linien vorzudringen. Es ist für uns alle nicht
vorstellbar, wie es die deutschen Soldaten monatelang in diesen Gängen und Räumen aushalten konnten, ohne verrückt zu werden. In mörderischem Schichtdienst mussten sie je 8 Stunden graben, kämpfen und ruhen. Die Gänge sind eng, feucht, rutschig und sehr niedrig. Wir sind über unsere Helme dankbar, egal ob man 160 kurz oder 190 lang ist.
Nachdem das Tageslicht uns wieder hat, machen wir noch einen kurzen Abstecher zum amerikanischen Friedhof, bevor uns Ralf, unser super Busfahrer, wieder heil zurück ans Johanneum bringt.
In diesen zwei Tagen haben wir das ein oder andere Mal gedacht, man müsse all jene, die heute wieder von Abschottung und nationaler Größe auf Kosten anderer träumen, doch nur für ein paar Tage in Vauquouis leben lassen, um ihnen die Augen zu öffnen, wohin ein solches Denken zwangsläufig führt. Es ist Pierre, der im Fort Douaumont die richtigen Worte findet: Was immer uns die Europäische Union an Mühen und Geldern kostet, was immer man auch an Europa kritisieren kann, „71 Jahre Frieden haben keinen Preis“.
Einen besseren Ort als Verdun gibt es für diesen Satz wohl nicht.

Karin Hasselmann

 

Gruppenbild vor dem Denkmal "Beinhaus"

 

 

Französischer Friedhof beim Beinhaus

 

Unser Reisebegleiter Pierre Lenhard mit einem Teil der Reisegruppe

 

Im Fort Douaumont

 

Typischer Schlafraum für die Mannschaften im Fort Douaumont

 

Die Schülerinnen und Schüler hören gespannt den Ausführungen von Pierre zu

 

Hinter dieser Wand ruhen noch heute 679 deutsche Soldaten

 

 

Am Caureswald fingen die Kampfhandlungen um Verdun an, die rund 300 Tage andauerten

 

Noch heute sieht man deutlich erkennbar Spuren in der Landschaft aus dem I. WK

 

Mit Hilfe einer ausgewogenen Freilicht-Inszenierung wird den Besuchern von Verdun die Möglichkeit gegeben, sich Gedanken zum Wert und zur Bedeutung von Frieden für die Menschheit zu machen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gruppenbild bei Vauquois

 

Die Krater in der Landschaft (Vauquois) zeigen bis heute sehr eindringlich, welche Spuren unterirdischer Krieg verursachen kann

 

 

 

Einer der Eingänge zu den Minen von Vauquois

 

 

 

 

 

Ein Denkmal auf der höchsten Stelle des ehemaligen Dorfes Vauquois soll an die Irrsinnigkeit des Krieges erinnern

 

Verdunstadt heute hat auch sehr malerische Seiten

 

Bilder von Vladislav Stybin

 

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