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Beratung


Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS)

In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Kinder, die an Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) leiden, gestiegen. Mögliche Gründe dafür können in den hohen Belastungen der Schülerinnen und Schülern liegen, die häufig in kurzer Zeit viele Inhalte erarbeiten und lernen müssen. Dabei betonen wir ausdrücklich, dass an den Kindern, bei denen LRS diagnostiziert wird, kein Makel anhaftet. Sie benötigen lediglich mehr Unterstützung, um die Defizite in diesem Bereich aufzuarbeiten. Es ist durchaus möglich, dass bei einem Kind in der Jahrgangsstufe 5 LRS diagnostiziert wird, auch wenn bei diesem Kind in der Grundschule kein LRS festgestellt wurde. Dies liegt an unterschiedlichen Diagnosestufen und nicht an einem Versäumnis oder einer fehlerhaften Vorgehensweise in der Grundschule.

 

Was ist eine Lese-Rechtschreibschwierigkeit?

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat am 4. Dezember 2003 „Grundsätze zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben“ beschlossen.

In den KMK-Grundsätzen wird festgestellt, dass die „pädagogische, psychologische und medizinische Forschung“ zum Thema Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten kontrovers geführt wird und noch „viele Fragen nicht abschließend geklärt“ werden konnten. Folglich lässt sich die KMK auch nicht auf Definitionsprobleme ein, sondern benutzt bewusst den offenen, eher beschreibenden Begriff „Schwierigkeiten“ und nicht den medizinisch grundierten Begriff „Legasthenie“ oder „Schwäche“.[1]

Der Begriff „Schwierigkeiten“ impliziert, dass verschiedene Ursachen für die Probleme existieren, die Schülerinnen und Schüler (SuS) beim Erlernen und beim Gebrauch der Schriftsprache haben. Er zielt darauf ab, dass die Schwierigkeiten bei entsprechender Förderung – außer in Extremfällen – überwunden werden können. Diesem theoretischen Zugang entspricht auch eine pädagogische Haltung: Unabhängig davon, warum ein Kind Schwierigkeiten entwickelt und wie diese aussehen, muss die Aufgabe der Schule darin bestehen, diese SuS zu fördern.[2]

Ca. 10% aller Mädchen und Jungen haben eine Lese- und Rechtschreibschwierigkeit.[3] Im Folgenden sind einige typische LRS-Symptome aufgelistet:

  • Häufige Fehler beim lauten Lesen
  • Langsames bzw. mühsames Erlesen von Wörtern
  • Silbenweises Lesen von Wörtern
  • Probleme bei der Sinnentnahme
  • Häufige Fehler beim Abschreiben
  • Zahlreiche Fehler in Diktaten und Aufsätzen
  • Verwechslung visuell ähnlicher Buchstaben (z.B.: „dlau“ statt „blau“)
  • Auslassung von Buchstaben, die ähnliche Laute repräsentieren (z.B.: „krün“ statt „grün“)
  • Auslassung von Buchstaben, so dass sich die Klanggestalt des Wortes ändern (z.B.: „Apfe“ statt „Apfel“)
  • Vertauschung von Buchstabenreihenfolge (z.B.: „Fabirk“ statt „Fabrik“)
  • Häufige Fehler aufgrund der Nichtbeachtung bestimmter Rechtschreibregeln (z.B.: „Bager“ statt „Bagger“)
  • Undeutliches Schriftbild und langsames Schreiben[4]

Unzureichende Lese- und Rechtschreibleistungen lassen sich verbessern, allerdings benötigen alle, die an diesem Lernprozess beteiligt sind, einen sehr langen Atem. Oft brauchen SuS mehrere Jahre, um ihre Rückstände aufzuarbeiten.[5]

 

Vorgehensweise zum Umgang mit LRS am Johanneum

Unser Förderkonzept beruht auf den rechtlichen Grundlagen der VOGSV vom 19. August 2011: §§ 6, 7 und 37 – 44 .

Der folgende Ablaufplan verdeutlicht, welche Schritte zur Diagnose und zur Förderung der LRS-Kinder vorgenommen werden:

 

Jahrgangsstufe 5

Zeitpunkt / Zeitraum

Maßnahmen

Beginn des Schuljahres

Die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Bereich der Rechtschreibung werden festgestellt. Sodann erfolgt eine Verifizierung der Rechtschreibleistung durch ein standardisiertes Diagnoseverfahren.

innerhalb der ersten sechs Wochen des Schuljahres

Es wird ein Elternabend für alle Eltern, deren Kinder ein entsprechendes Testergebnis in Bezug auf LRS erhalten haben, veranstaltet. Zu diesem Elternabend werden die betroffenen Eltern schriftlich eingeladen. Sie erhalten alle notwendigen Anträge, Formulare und Informationen zum Förderkonzept am Johanneum.

Halbjahreswechsel (Ende Januar)

Die Klassenkonferenz berät und entwickelt einen Förderplan mit Fördermaßnahmen für die LRS-Kinder. Darüber hinaus berät und gewährt die Klassenkonferenz in der Regel einen Nachteilsausgleich, beispielsweise eine Arbeitszeitverlängerung bei Klassenarbeiten in dem Fach Deutsch. Dieser Nachteilsausgleich wird ebenfalls im Förderplan integriert. Den Förderplan erhalten die Eltern in zweifacher Ausfertigung – eine Kopie muss unbedingt unterschrieben an die Schule zurückgegeben werden, das zweite Exemplar ist zum Verbleib zu Hause gedacht.

2. Schulhalbjahr

Die betroffenen Kinder besuchen einen LRS-Förderkurs am Johanneum. Ziel des Kurses ist die Erarbeitung und Einübung  von grundsätzlichen Strategien im Umgang mit LRS, so dass dann beispielsweise die erwähnte Arbeitszeitverlängerung in den Klassenarbeiten auch konsequent genutzt werden kann.

Darüber hinaus sollte unbedingt auch eine außerschulische Förderung stattfinden, da eine Verbesserung der Lese- und Rechtschreibleistung einen sehr langen Zeitraum in Anspruch nimmt und von der Schule nicht alleine geleistet werden kann. Zudem wird eine außerschulische Förderung für die Fortführung eines Nachteilsausgleichs in den kommenden Schuljahren erwartet.

Ende des 2. Schulhalbjahres (Juni, Juli)

Die Klassenkonferenz berät und entscheidet erneut über die Fördermaßnahmen und einen Nachteilsausgleich, sodass die Maßnahmen im neuen Schuljahr direkt nach den Sommerferien Anwendung finden können.

 
Jahrgangsstufe 6

Zeitpunkt / Zeitraum

Maßnahmen

Beginn des Schuljahres

Die Kinder, bei denen in der Jahrgangsstufe 5 LRS festgestellt wurde, werden erneut getestet. Unabhängig davon, wie ausgeprägt LRS vorliegt, erhält das Kind sodann individuelle Fördermaterialien zum eigenständigen Arbeiten. Wir empfehlen den Eltern bzw. dem Kind, von dem Angebot unbedingt Gebrauch zu machen.

Herbst

Es erfolgt eine Einführung in den Umgang mit dem Fördermaterial. Anschließend bearbeitet das Kind eigenständig das Fördermaterial zu Hause.

ca. alle vier bis sechs Wochen im Laufe des Schuljahres

Es finden regelmäßige Treffen mit einer Lehrkraft zur Klärung von Fragen in Bezug auf Aufgabenstellungen und Inhalte sowie zur Besprechung weiterer Probleme statt.

 

Ab Jahrgangsstufe 7

Ein Förderkonzept wird derzeit noch entwickelt.

 

 

[1] Vgl. Hessisches Kultusministerium, Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen, Wiesbaden 2007, S. 8.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. http://www.lrs-online.de/index.php/infos-ueber-lrs/was-ist-lrs, 11.01.2016.

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. ebd.

 

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