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Schuljahr 2016 - 2017


Zahlen und Fakten zur Urteilsbildung – Landestagung der Arbeitsgemeinschaft Bildungsfaktor Abitur.Hessen am 10.11.2016 in Friedberg

„Es ist ein bisschen wie ein Familientreffen – man kommt zusammen, trifft, ‚alte‘ Bekannte, lernt neue Kolleginnen und Kollegen kennen und stellt im Gespräch fest, dass uns ähnliche Fragen bewegen und dass wir  den gleichen Herausforderungen gegenüberstehen.“ Diese Anmerkung einer Teilnehmerin anlässlich der Landestagung der Arbeitsgemeinschaft Bildungsfaktor Abitur.Hessen fasst zusammen, was rund 350 Schulleitungsmitglieder von Schulen mit gymnasialem Bildungsgang aus Hessen am 10.11.2016 in die Friedberger Stadthalle führte. Zudem diskutieren die Schulleiterinnen und Schulleiter mit führenden Vertretern des HKM zentrale Probleme der Schulen, die zum Abitur führen, und nehmen zu aktuellen schulpolitischen Fragen Stellung.

Die Tagung in Friedberg begann mit einem Impulsvortrag, der die Erfahrungen von Schulleitungen unter der Überschrift „Was bringt die Selbstständige Schule?“ thematisierte. Herr Krell von der Eleonorenschule Darmstadt, Herr Gerking (Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach) und Herr Schmidt (Albert-Schweitzer-Schule Offenbach) beleuchteten die Perspektiven und Möglichkeiten, die sich durch die „selbstständige Schule eröffnen, berichteten auch von Grenzen und Schwierigkeiten auf dem Weg zu diesem Status. Frau Schöpe aus dem Hessischen Kultusministerium gab Informationen zum Verfahren und zum aktuellen Stand. Das Fazit der referierenden Schulleiter: der erhöhte Arbeitsaufwand, speziell für Schulleitung, kann sich im Hinblick auf gewonnenen Freiraum auszahlen.

Im Anschluss trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitsgruppen zu aktuellen Themen: Kerncurricula in der gymnasialen Oberstufe und die neue Verordnung (OAVO), Personalversorgung, dienstliche Beurteilung, Beschulung von Flüchtlingskindern und Seiteneinsteigern, Schulleiterqualifizierung und Praxissemester waren die Schwerpunkte. Der Landesvorstand hatte dazu Referentinnen und Referenten aus dem HKM gewinnen können, die rund um das jeweilige Thema informierten, Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ort und Stelle beantworteten oder zusagten, deren Anliegen an die entsprechenden Fachreferate weiterzugeben.

Nach einer Mittagspause, die Gelegenheit zum kollegialen Austausch bot, konnten die Vorsitzenden des Landesvorstands, Herr Alsenz und Herr Göbler, Kultusminister Lorz in Friedberg begrüßen. Er bezog sich in seiner Ansprache auf das Zitat von Anselm Feuerbach, das auch auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft zu finden ist: „Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete. Er kennt weder Gründe noch Gegengründe“, und wies damit auf die Aufgabe der Schulen angesichts eines um sich greifenden Populismus hin. Lorz zeigte anhand von Zahlen die aktuellen Herausforderungen und auch die möglichen Antworten oder Ansätze zur Lösung seitens des Hessischen Kultusministeriums auf: 26.000 Seiteneinsteiger, davon 18.000 Flüchtlinge in den Schulen; 2500 neue Lehrerstellen vor dem Hintergrund, seitens der Landesregierung bis 2019 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen; 200 A-14-Stellen für die gymnasialen Bildungsgänge; 6 Millionen Euro für den Ausbau der Ganztagsangebote – um nur die wesentlichen Aspekte zu nennen, die teilweise auch bereits der Presse zu entnehmen gewesen waren.

Lorz nannte das Abitur „ein Markenzeichen deutscher Bildungskultur“, dessen Qualitätsgedanke in Form des Abschlusses aufrecht erhalten werden müsse, ohne dabei gleichzeitig die Heterogenität der Schülerschaft und den daraus resultierenden Gedanken der individuellen Förderung zu vernachlässigen.

Die anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter mahnten, dass sich spätestens dann, wenn die ersten neuen zusätzlichen „G9“ Jahrgänge  im Schuljahr 2018/19 das Abitur anstreben werden (wenn also wieder 9 statt 8 Jahrgänge in vielen Gymnasien sind), erneut ein Fächermangel abzeichne, der nicht nur die Naturwissenschaften oder beispielsweise die Informatik betreffe.

Erfreut nahmen die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer die Information zur Kenntnis, dass in der Flüchtlingsbeschulung eine Förderung in Form von zusätzlichen Stunden für die Schülerinnen und Schüler vorgesehen ist, die in der kommenden Zeit nun die Regelklassen besuchen werden – wobei Lorz noch keine konkrete Zahl nannte. Ebenfalls begrüßt wurde die Ankündigung, dass  ab dem 01.08.2017 die Absenkung der Wochenarbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien und gymnasialen Bildungsgängen auf 25,5 Unterrichtsstunden – analog zur Stundenreduzierung im öffentlichen Dienst – vorgesehen ist. Die Anwesenden waren sich einig und brachten gegenüber dem Minister auch zum Ausdruck, dass diese halbe Stunde sicherlich nicht ausreichen wird, den gestiegenen Anforderungen an die Lehrkräfte gerecht zu werden, da diese zunehmend mit Aufgaben konfrontiert werden, die weit über die Planung, Organisation und Moderation von Unterricht hinausgehen. Und doch ist es ein Signal, das die Schulleiterinnen und Schulleiter gerne an ihre Kollegien weitergeben werden.


Das Foto zeigt den Landesvorstand des Verbandes „Bildungsfaktor Abitur.Hessen“ mit dem Hessischen Kultusminister Prof. Dr. Lorz

Hintere Reihe von links: Monika Schmidt-Dietrich (Stadt Frankfurt), Anja Krapp (Landkreis Darmstadt-Dieburg), Matthias Bosse (Landkreis Marburg-Biedenkopf), Frank Siesenop (Schwalm-Eder-Kreis), Kirsten Gebhard-Albrecht (Landkreis Bergstraße und Odenwaldkreis), Ulrich Schmidt (Landkreis und Stadt Offenbach), Dr. Dirk Rohde (Landkreis Marburg-Biedenkopf), Hans Peter Löw (Landkreis und Stadt Offenbach), Bernhard Zotz (Landkreis Bergstraße und  Odenwaldkreis), Hans-Jürgen Krell (Landkreis Darmstadt-Dieburg und Darmstadt Stadt)

Vordere Reihe von links: Stefan Alsenz (Landessprecher, Landkreis und Stadt Kassel), Minister Prof. Dr. Lorz, Martin Göbler (Stellv. Landessprecher Hochtaunuskreis und Wetteraukreis), Jutta Waschke (Lahn-Dill-Kreis und Landkreis Limburg-Weilburg)

 

Der Text wurde verfasst im Namen des Vorstandes von Kirsten Gebhard-Albrecht.

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